Willkommen zum 2. Teil der Serie „Cold Reading“:
- Charakter
- Informationsgewinnung <-
- Zukunftsvorhersagen
- Fakten bzw. Ereignisse
Hier nochmal ein Anstoß das Buch von Ian Rowland zu lesen, aus dem ich die meisten Informationen beziehe.
In diesem Beitrag lernst du, wie du Informationen aus deinem Gesprächspartner extrahieren kannst.
direkte Frage:
Zunächst der Klassiker. Einfach nach der spezifischen Information fragen. Alleine ziemlich nutzlos, wenn es um die Verschleierung geht, aber mit weiteren Techniken durchaus brauchbar, z.B. mit der Sherlock-Strategie oder der umleitenden Frage.
versehentliche Frage:
Eine Art Fragen zu stellen, die gar nicht als „Fragen“ wahrgenommen werden. Dabei sind W-Fragen während einer Séance denkbar, wie: „Weißt du, warum das der Fall ist?“ oder „Weißt du, auf wen ich abziele?“. Interessanterweise werden solche „Fragen“ im Nachhinein oft als richtige Aussagen gewertet. Funktioniert auch super mit Feedback-Fragen: „Das hat eine Bedeutung für dich, oder?“.
verschleierte Frage:
Eine Technik, bei der Fragen als Aussagen getarnt werden. Dies kann als Erweiterung der versehentlichen Frage gebraucht werden, wenn wir das letzte Beispiel zu „Ich fühle, dass das eine Bedeutung für dich hat.“ umwandeln. Auch ein Satz wie „Der Name … scheint eine Verbindung zu dir zu haben.“ ist naheliegend. Das wird ebenso nicht als Frage, sondern als beeindruckende Erkenntnis gewertet.
umleitende Frage:
Eine zuvor erlangte Information wird an einer anderen Stelle aufgegriffen und oder deduktiv verwendet. Leicht zu realisieren sind Informationen zum Beruf des Gegenübers, wenn „Du bist in der Mathematik tätig?“ einen Treffer erzielt, kann ein beispielsweise ein Fokus auf Rationalität oder Logik deduziert werden.
Jargon Blitz:
Die Technik beschreibt die Verwendung von so viel „Fachwissen und Fachsprache“, dass dies als indirekte Aufforderung für Feedback verstanden wird. Funktioniert auch prima mit ausgedachtem Jargon, solange dieser glaubwürdig klingt. Verursacht wird das durch kognitive Überladung, die keine Zeit lässt, jedes Wort im Kontext zu analysieren und erzeugten Respekt, aufgrund vermeintlicher Expertise in einer Thematik. Ein passendes Beispiel könnte aus einer Verbindung von psychologischen, esoterischen und astrologischen Begriffen zustande kommen: „Ihre Lebensphase zeigt typische Anzeichen von kognitiver Dissonanz durch operante Konditionierung in der frühen Kindheit, als ihr Sternchakra noch nicht vollständig ausgebildet worden war.“.
verschwindende Negativität:
Hierbei wird eine Frage, unabhängig der Antwort, als Treffer gewertet.
Es gibt es 3 Schritte, die befolgt werden können:
Bestätigung
Verstärkung
Erweiterung
Ein denkbares Beispiel könnte lauten: „Du arbeitest nicht mit Tieren, oder?“.
Sollte die Antwort nein lauten, kann einfach „Hab ich mir gedacht (Bestätigung). Für die Tierwelt bist du nicht ausgelegt… (Verstärkung)“ gesagt werden.
Falls sie allerdings ja lautet, wird stattdessen „Ja, das dachte ich mir. Du bist ein großer Freund von Tieren…“ behauptet.
Die Aussage kann dann erweitert werden, indem Menschen angesprochen werden.
Bei der Tieraffinität kann der Zusammenhang gelten, dass diese Person nicht so gut mit Menschen klarkommt, während es bei fehlender Affinität zu Tieren einen großen Hang zu Menschen geben kann.
Das negative Anhängsel, nämlich das „nicht“, wird in den meisten Fällen einfach vergessen, erinnert wird sich nur an die „richtige“ Vorhersage.
Sherlock-Strategie:
Für Krimi-Fanatiker durchaus das bedeutungsvollste Angebot. Es werden Deduktionen basierend auf Beobachtungen getätigt, dazu gehören Mimik, Gestik und Auffälligkeiten. Da ich mich hier auf Rhetorik konzentriere, achten wir hier auf das Vokabular des Gegenübers.
Exemplarisch betrachten wir den Wortschatz von jemandem aus der Business-Welt, vielleicht fällt das Wort „Effizienz“, „Briefing“, „Meeting“ oder weitere Begriffe, die einen Business-Soziolekt vermuten lassen. Selbiges gilt für Menschen aus den Sozial-, Sport- und anderen Bereichen. Auch die Intonation sowie Satzstruktur gibt vielleicht Auskunft über die Herkunft oder das Umfeld des Gegenübers. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, es kann leicht zu Fehlschlüssen aufgrund fehlender Informationen oder unterbewusster Stereotypen kommen.
Matrjoschka:
Eine Aussage mit mehreren Bedeutungsebenen, um die größtmöglichste Wahrscheinlichkeit zu erzeugen, richtig zu liegen. Es kommen viele Begriffe infrage, die bedeutungsschwanger sind:
Tochter -> biologisch, Patentochter, symbolisch, Freundin, Elternrolle, adoptiv, …
Hunger -> Willenskraft, tatsächlicher Hunger, Appetit, …
Die Aussagen sind also absichtlich vage, um eine Rettung im Nachhinein als intendiert darzustellen oder sein Gegenüber selbst einen Bezug finden zu lassen.